Lyrik {auf Portugiesisch}
… oder in der Sprache, die mir durch die Finger gleitet, heute, morgen,
egal, wo ich bin und wie der Wind weht.
Es war schon immer so: Worte und noch mehr Worte, hie und da geschrieben,
mit der Zeit verloren, vergessen, lose Zettel, Kritzeleien an Bücher-/Zeitschrift-
rändern, totgesagte Dinge oder wirklich tote. Wohl besser so, vermutlich haben
sie keinen Sinn mehr. Einige überlebten, hier sind sie.
Nach so viel Hin und Her durch die Welt, gewissen Epiphythen oder Zugvögeln
ähnlich, fast wurzellos, ohne Sinn für Nest, habe ich nicht mehr viele Glaubens-
sätze. Was ich lernte, es ist überaus vernünftig, keinen Sprachfetischismus zu
kultivieren… erste, zweite oder dritte Sprache - wen kümmert’s?
Lyrik {auf Spanisch}
Beginnt man seine Ursprünge zu erkunden, sind Überraschungen nicht
selten. Ich erinnere mich noch an Großvater, der meinte, wir hätten italie-
nische Vorfahren. Hatten wir nicht. Bustamante ist kantabrisches Gesch-
lecht, ein Familienname, dessen Geschichte ich erst viel später entdeckte.
Ich weiß nicht, ob und wie es mich dazu brachte, eine spanische Frau zu
heiraten, die sephardische Wurzeln hat sowie ein paar Tropfen deutsches
Blut, oder vielmehr bayerisches, und beinahe in Rio de Janeiro geboren
wurde, wo ihr Vater einige Jahre verbrachte.
Das Überraschende auch für mich: so lang unterwegs (weit weg von der
Heimat), um schließlich eine Spanierin zu heiraten, die fast als Brasilia-
nerin zur Welt gekommen wäre.
Lyrik {auf Deutsch}
Ein Brasilianer, der auf Deutsch schreibt … und dazu noch Lyrik?
Normalerweise spricht man da unten Spanisch, oder nicht? Ach was, Moment mal,
in Brasilien spricht man doch Portugiesisch, richtig. Portugiesisch-Brasilianisch!
Solche oder ähnliche Fragen, nicht selten gehört, auf die ich mir stets mit einem gewissen Unbehagen und je nach Umstand sowie dem jeweiligen Tonfall eine
hübsch passende Antwort einfallen lassen musste. Ja, als müsste ich mich daraufhin entschuldigen oder rechtfertigen.
Ein zischendes »Wie wagst du es usw.« im Unterton, nicht zu überhören.
Zunächst bitte: Portugiesisch, natürlich! In Brasilien spricht man Portugiesisch,
zwar ein wenig anders als in Portugal, aber eben Portugiesisch!
Lesungen {Lyrik}
Im Lauf vieler Jahre Aufenthalt in Deutschland und beruflicher Tätigkeit
als Sänger auf dem Bereich der klassischen Musik (Oper und Konzert),
zuerst in Frankfurt, wo ich das Studium der Musikwissenschaft an der
J.-W.-Goethe-Universität besuchte, und gleichzeitig die reguläre Gesangsaus-
bildung mit den dazugehörigen Fächern an der dortigen Hochschule für Musik
und Darstellende Kunst abschloss, später in Heidelberg, als langjähriges Mitglied des Ensembles am Theater dieser Stadt, wurde ich mehrmals eingeladen, an Lesungen meiner Texte teilzunehmen, und zwar zu verschiedenen Anlässen und in verschiedenen Orten, also in Privaträumen, Salons und Gallerien, Buchhandlungen usw., sowie an öffentlichen Auftritten in verschiedenen Lokalen und Institutionen.